Nachsorge 

Regelmäßige Nachsorgekontrollen sind empfohlen, um Patient:innen Sicherheit zu geben und im Fall eines Wiederauftretens der Erkrankung, diese zu erkennen. Die empfohlenen medizinischen Nachsorgekontrollen finden Sie jeweils in der Broschüre zur speziellen Tumorerkrankung. Es braucht jedoch auch eine »seelische « Nachsorge, denn das Erlebte muss auch psychisch verarbeitet werden. Krebspatient:innen müssen ein enormes Pensum an herausfordernden Situationen bewältigen und vollbringen Höchstleistungen auf physischer und psychischer Ebene. Meist machen sich die psychischen Verletzungen mit unzähligen Symptomen erst am am Ende des Marathons bemerkbar. 

 

Oft gibt es eine hohe Erwartungshaltung vom persönlichen Umfeld und auch von den Betroffenen selbst, dass nun ganz schnell »alles so wie vorher  funktionieren“ soll. Dies braucht aber viel Zeit, Strategien, eventuell auch psychoonkologische Begleitung, um das Erlebte zu verarbeiten. Fatigue und Depression, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, fehlende Leistungsfähigkeit und vor allem die Angst vor Kontrolluntersuchungen und dass der Krebs zurückkommt oder fortschreitet, beeinträchtigen in der Nachsorge den Alltag und die Lebensqualität (und -freude). 

Die Erschöpfung (Fatigue) ist eines der häufigsten und belastenden Folgeprobleme einer Tumorerkrankung/-behandlung. Sie äußert sich in Form von atypischer Müdigkeit und Schwäche auf körperlicher (Energielosigkeit), emotionaler (Antriebslosigkeit, Selbstwertverlust) und kognitiver Ebene (Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung). Mögliche Ursachen können die Krebserkrankung selbst, Folgen der Therapien, Hormonmangel, Schmerzen, Angst, depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, Infekte oder Mangelernährung sein. Die Übergänge zwischen Fatigue und Depression sind fließend.

Eine „echte“ Depression zeichnet sich aus durch gedrückte Stimmung, Verlust an Interesse / Freude und Antriebslosigkeit aus. Nebensymptome sind Konzentrationsstörungen, Verlangsamung des Denkens, Sprechens und Handelns, Gefühl der Wertlosigkeit und Verlust von Selbstbewusstsein, Schuldgefühle, Sorgen um die Zukunft, Ein- und/oder Durchschlafstörungen, Gedanken des Lebensüberdrusses, Reizbarkeit, innere Unruhe und Angstgefühle. 

 

Hilfreich:
• Offene Gespräche mit dem Behandlungsteam, der Familie und dem Umfeld helfen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und zu zeigen, was es jetzt genau in diesem Moment braucht.
• Ein Fatigue-Tagebuch anzulegen verschafft der Patientin/dem Patienten selbst und auch dem Behandlungsteam einen Überblick, wie die Tagesstruktur aussieht und wo Veränderungen sinnvoll vorgenommen werden können. 
• Die optimale Therapie ist eine Kombination einer medikamentösen Behandlung und einer psychologischen/psychoonkologischen/psychotherapeutischen Betreuung.
• Spaziergänge und Bewegung in der Natur nähren und kräftigen. 

Etwa zwei Drittel aller Krebspatient:innen leiden unter krankheitsbedingten Schlafstörungen. Tagsüber fühlen sie sich dann erschöpft, können sich schwer konzentrieren und sind ständig müde. Permanenter Schlafmangel ist nicht nur besonders anstrengend sondern auch ungesund. 

 

Hilfreich:
• Wohltuende Schlafrituale und angenehme Entspannungsübungen können einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung leisten, auch eine psychoonkologische Beratung ist hilfreich.
• Wenn eine psychoonkologische Betreuung keinen Erfolg bringt, können entsprechende Medikamente, die von fachärztlicher Seite verordnet werden, Patient:innen aus dem Teufelskreis der Schlaflosigkeit herausholen.

Unmittelbar nach der Diagnose Krebs stehen für Betroffene und deren Partner:innen vorwiegend existentielle Fragen und die Organisation des Behandlungsplanes im Vordergrund. Sexualität wird oft auf „später“ verschoben. Nach den anstrengenden Behandlungen ist das Körpergefühl und die Selbstwahrnehmung und somit auch die Lust auf Sex meist stark beeinträchtigt.

Hilfreich:
• Wichtig ist es, Schritt für Schritt den eigenen Körper neu kennenzulernen und zu spüren, was gut tut. Auch gemeinsam mit den Partner:innen offene Gespräche zu führen, um wieder zu einer befriedigenden, lustvollen sexuellen Beziehung zurückzufinden.  

• Das Thema Sex wird selten durch die Patient:innen zur Sprache gebracht. Daher ist es wichtig, dass die Behandler:innen und Therapeut:innen diesen wichtigen Bereich offen ansprechen, um der Sprachlosigkeit  entgegenzuwirken und andererseits braucht es auch den Mut der Betroffenen, sich zu öffnen und Fragen zu stellen.

• Sexualtherapeut:innen können gut weiterhelfen. 

 

Lesen Sie mehr zu dem Thema "Sexualität und Krebs" in der gleichnamigen Broschüre. 

Progredienzangst ist die Angst vor dem Fortschreiten bzw. vor der Rückkehr einer Krebserkrankung. Wenn die Angst kaum mehr an reale Bedrohungen  gebunden ist, wenn die Lebensqualität stark eingeschränkt ist, die Angst einen normalen Alltag verhindert und wenn permanentes Gedankenkreisen rund um eine mögliche Neuerkrankung den Leidensdruck erhöht, dann ist es höchste Zeit, Hilfe z. B. in den Beratungszentren der Österreichischen Krebshilfe aufzusuchen.


Hilfreich:
- Jede Art der Entspannung: Meditation & autogenes Training, Arbeit mit Bildern und Metaphern, Progressive Muskelentspannung, Body-Scan (Körper achtsam wahrnehmen), Atemübungen
- Wenn die Angst zu übermächtig wird, ist eine medikamentöse Einstellung durch Fachärzt:innen für Psychiatrie und Neurologie für eine gewisse Zeit sinnvoll.

Während und nach einer Chemotherapie leiden viele Patient:innen unter Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen (»Chemobrain«). Jüngere Studien zeigen allerdings, psychologische Faktoren maßgeblicher beteiligt sind an kognitiven Problemen als neurotoxische Schädigungen durch eine Chemotherapie. Depression und Fatigue spielen in diesem Zusammenhang ebenfalls eine entscheidende Rolle und haben Auswirkungen auf Gedächtnisleistungen.


Hilfreich:
• Ursachenklärung ist in jedem Fall notwendig und bestimmt die Therapie.
• Gedächtnistraining, Achtsamkeitsübungen, Konzentrationsaufgaben helfen, kognitive Leistungen zu verbessern.

Wenn Sie diese Symptome bemerken, bitte zögern Sie nicht, eine Krebshilfe-Beratungsstelle zu kontaktieren und einen Beratungstermin zu vereinbaren. Und nehmen Sie bitte auch die Möglichkeit einer onkologischen Rehabilitation in Anspruch!