Warnung vor Brustkrebserkrankungsrisiko und erhöhter Brustkrebssterblichkeit

Die Österreichische Krebshilfe warnt vor Brustkrebserkrankungsrisiko und erhöhter Brustkrebssterblichkeit für Frauen unter einer Hormonersatztherapie Im Lancet 362; 9. August 2003 419 – 427, wurde die weltweit größte prospektive Untersuchung zur Frage der Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Formen einer Hormonersatztherapie im Wechsel und der Anzahl an Brustkrebserkrankungsfällen und auch der Sterblichkeit an Brustkrebs veröffentlicht.

 

Es wurden von 1996 bis 2001 insgesamt 1 084 110 Frauen zwischen 50 und 64 Jahren in Großbritannien im Rahmen des nationalen Brustkrebsscreeningprogrammes befragt, welche Hormonersatztherapie sie durchführen, wie lange und in welcher Dosierung. Hormonersatztherapie und erhöhtes Brustkrebserkrankungsrisiko Bei dieser Untersuchung konnte nun nach einer Beobachtungszeit von 2,6 Jahren gezeigt werden, dass sich das Risiko der Brustkrebserkrankung für jene Frauen, die unter einer Hormonersatztherapie stehen um insgesamt 66 % gegenüber Frauen, die nie eine Hormonersatztherapie genommen haben, erhöht. Die gute Nachricht dieser Studie lautet, dass für Frauen, die die Hormonersatztherapie abgesetzt haben, das Risiko nicht mehr erhöht ist. Jede Art der Hormonersatztherapie führt zu einem erhöhten Risiko, allerdings in unterschiedlichem Ausmaße Diese Risikoerhöhung ist jedoch nicht für alle Arten der Hormonersatztherapie gleich. Die alleinige Östrogentherapie, wie sie bevorzugt bei Frauen ohne Gebärmutter eingesetzt wird, zeigt ein erhöhtes Risiko um 30 % und liegt damit deutlich besser als die kombinierte Östrogen/Gestagentherapie, die eine Verdoppelung des Brustkrebserkrankungsrisikos zur Folge hat. Eine Behandlung mit Tibolon führte ebenfalls zu einer Erhöhung um 45 % und alle übrigen Hormonersatztherapien zu einer Erhöhung von 44 %. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass unter 1000 Frauen im Alter zwischen 50 und 64 Jahren, die 5 Jahre lang eine Östrogentherapie zu sich nehmen mit zusätzlichen 1,5 Brustkrebsfällen, bei 10 jähriger Therapie mit 5 zusätzlichen Brustkrebsfällen zu rechnen ist, bei einer Östrogen/Gestagen Kombination mit 6 zusätzlichen Brustkrebsfällen bei 5 jähriger Therapie und mit 19 zusätzlichen Fällen bei 10 jähriger Therapie. Je länger die Hormonersatztherapie durchgeführt wird, desto größer wird das Risiko an Brustkrebs zu erkranken Für alle Hormonersatztherapien gilt der Grundsatz, dass mit zunehmender Dauer der Behandlung auch das Risiko für die Erkrankung zunimmt. Diese Risikoerhöhung zeigt sich nicht wie bisher angenommen erst ab dem 5. Jahr der Einnahme, sondern bereits ab dem 2. Jahr für die Östrogen Monotherapie und bereits ab dem 1. Jahr für alle übrigen Hormonersatztherapien. Die Risikoerhöhung ist unabhängig von der Dosierung und Art des Östrogens, Gestagens und auch unabhängig davon ob die Therapie in Form von Tabletten, Pflastern oder Implantaten gegeben wurde. Die gezeigte Risikoerhöhung ist sowohl für die konjugierten Östrogene, wie schon in der WHI Studie gezeigt, aber auch für Ethinylöstradiole erhöht und auch unabhängig vom verwendeten Gelbkörperhormon. Es unterscheidet sich das Hormonpflaster auch nicht von der Tablettenform, ebenso wenig wie von der Injektionsform. Auch die Art der Östrogen/Gestagen Kombination in Form einer sequentiellen Therapie oder kontinuierlichen Verabreichung zeigte keinerlei Unterschiede und führt in beiden Fällen zu einer Erhöhung des Brustkrebserkrankungsrisikos. Die Hormonersatztherapie führt zu einer erhöhten Brustkrebssterblichkeit Erstmals konnte in dieser Studie nach einer Beobachtungszeit von 4,1 Jahren gezeigt werden, dass Frauen, die unter einer Hormonersatztherapie an Brustkrebs erkrankten auch ein um 22 % höheres Risiko hatten, an dieser Erkrankung zu sterben als jene Frauen, die keine Hormonersatztherapie genommen hatten, oder bereits mit einer Hormonersatztherapie aufgehört haben. Die Österreichische Krebshilfe empfiehlt folgende Konsequenzen aus dieser Studie zu ziehen: 1. Frauen unter einer laufenden Hormonersatztherapie sind über diese Ergebnisse durch ihren behandelnden Arzt zu informieren und es sollte versucht werden, die Hormonersatztherapie zu beenden 2. Eine prophylaktische Hormonersatztherapie bei der beschwerdefreien Frau im Wechsel ist nicht indiziert 3. Bei Frauen mit Wechselbeschwerden, vor allem Wallungen, Nachtschweiß und Stimmungsschwankungen sollte mit Behandlungsalternativen wie pflanzliche Produkten, Homöopathie, Lebensstiländerungen und Sport begonnen werden, auch wenn damit gegenüber einer Hormonersatztherapie nicht die selben Behandlungserfolge zu erzielen sind. 4. Eine Hormonersatztherapie sollte erst dann zum Einsatz kommen, wenn die Frau nach ausführlicher Information und Aufklärung über das Brustkrebserkrankungsrisiko sich dennoch auf Grund der Beschwerdesymptomatik zu dieser Behandlung entschließt. 5. Gegen ein erhöhtes Osteoporoserisiko sind verfügbare Behandlungsalternativen einer Hormonersatztherapie vorzuziehen Österreichische Krebshilfe Wolfengasse 4, 1010 Wien Tel. (01) 796 64 50 Fax (01) 796 64 50/9 service@krebshilfe.net www.krebshilfe.net bei Rückfragen: Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda Präsident der Österreichischen Krebshilfe Doris Sommer Geschäftsführerin Österreichische Krebshilfe Wien, 18.8.2003

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