Die Österreichische Krebshilfe, die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie und die AUVA informierten heute auf der Pittel+Brausewetter Straßenbaustelle Favoritenstraße im Rahmen eines Aktionstages Mitarbeiter über den richtigen Sonnenschutz und führten individuelle hautärztliche Beratungen durch. Denn das Risiko an Hautkrebs zu erkranken ist vor allem für Personal am Bau und in verwandten Berufen besonders hoch.
Von April bis Anfang September ist die Belastung durch UV-Strahlung am intensivsten. Vor allem für jene Menschen, die tagtäglich im Freien arbeiten, sind daher umfassende Schutzmaßnahmen notwendig, da sie 8 Stunden und mehr der UV-Strahlung ausgesetzt sind. „Wann immer es die Möglichkeit der Vermeidung von extremer UV-Bestrahlung gibt, sollte diese genutzt werden,“ betont AUVA Experte Dr. Emmerich Kitz. „Darunter fallen Arbeiten in Innenräumen, das Verlegen von Arbeiten aus der Tagesmitte heraus in die Morgen- und Abendstunden und das Ausnutzen jeder Form von Schatten“.
Für die Mitarbeiter auf der Pittel+Brausewetter Straßenbaustelle Favoritenstraße sind diese Ratschläge kaum anwendbar. Ihre Ausstattung mit textilem Sonnenschutz und Sonnenschutzbrillen ist daher unbedingt notwendig. Diese spezielle Kleidung schützt vor UV-Strahlung, hält die bedeckten Körperstellen kühl und führt den Schweiß nach außen ab. Alle nicht bedeckten Körperstellen sollen mit hohem Sonnenschutzfaktor regelmäßig eingecremt werden: „Der vom Gesetzgeber auferlegten Fürsorgepflicht der Unternehmer für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird hier vorbildlich nachgekommen,“ attestiert der AUVA Experte.
Rund 250.000 bis 300.000 Menschen in Österreich sind derzeit aufgrund ihres Berufes einem erhöhten UV-Risiko ausgesetzt. Davon erkranken jährlich rund 400 Personen an einem Plattenepithelkarzinom oder multipler aktinischer Keratose. „UV-Bestrahlung tut nicht weh, schon gar nicht akut,“ erklärt Dr. Kitz. „Man spürt sie nicht, man spürt lediglich die Auswirkung um Stunden verzögert bei einem Sonnenbrand, um Jahre verzögert und umso dramatischer bei Hautkrebs oder Grauem Star. Schutzmaßnahmen jetzt sind daher die einzige Gesundheitsvorsorge für morgen.“
Hautkrebs – „übersehene“ Gefahr
Knapp 5 Prozent aller krebserkrankten Menschen in Österreich leiden an Melanomen der Haut, Tendenz steigend. Die Hautkrebs-Todesfälle nehmen – im Vergleich zu den Neuerkrankungen – nur geringfügig zu (2015: 362; Statistik Austria), denn viele Erkrankungen werden heute früher entdeckt. Die genaue klinische und auflichtmikroskopische Untersuchung, ergänzt mit einer digitale Dokumentation von pigmentierten Läsionen, erzielt eine deutliche Verbesserung der Früherkennung.
„Vor allem Hautkrebsarten wie der helle Hautkrebs, das Basalzellkarzinom und das Plattenepithelkarzinom gelten – zu Recht – als gut behandelbar,“ erklärt Mag. Martina Löwe, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe. Dadurch werden Frühformen wie die aktinische Keratose oft als ‚kosmetische Störung‘ abgetan und daher häufig schlichtweg übersehen. Aber gerade die Früherkennung spielt bei der Heilung aller Hautkrebsarten eine wesentliche Rolle.
Besonders Personen, die berufsbedingt täglich extremer UV-Belastung ausgesetzt sind, fehlt häufig das Bewusstsein über ihr hohes Hautkrebs-Risiko und übersehen daher meist auch diese Frühformen. „Umso wichtiger ist die betriebliche Gesundheitsförderung und die Schaffung eines Bewusstseins – auch durch den Arbeitgeber,“ so Löwe.
Therapie des Hautkrebses
Die Therapie der Wahl von Hautkrebs ist das frühzeitige Erkennen und die ausreichende dermato-chirurgische operative Entfernung (Exzision). „Durch diese Maßnahme können mehr als 90% aller Patienten geheilt werden,“ erklärt Univ. Prof. Dr. Erika Richtig vom Arbeitskreis Melanom Dermatoonkologie der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie.
Kommt es dennoch zum Auftreten von Metastasen, ist die Situation nicht aussichtslos. Die Therapie dieses Hautkrebses ist durch die Errungenschaften der zielgerichteten Krebstherapie und der immunonkologischen Therapie in den letzten Jahren wesentlich verbessert worden: „Es stehen uns heute Medikamente zur Verfügung, die Melanommetastasen zum Rückgang bringen können, langfristige Remissionen und sogar Heilungen erzielen können,“ so Richtig. Es handelt sich hier um zielgerichtete „targeted therapies“, die Tumorzellen im Wachstum blockieren können, als auch immunonkologische Therapien, die die Abwehr steigern können, indem sie die Blockade des Immunsystems aufheben können.
„Dieser positive Ausblick darf aber nicht der Grund sein, primäre und sekundäre Hautkrebs-Präventionsprogramme zu vernachlässigen,“ bekräftigt Erika Richtig. „Besonders Personen mit sehr hohem Risiko sollten langdauernde Aufenthalte in der Sonne vermeiden.“
Aufklärung wirkt!
Die Österreichische Krebshilfe und die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie setzen seit mehr als 30 Jahren im Rahmen ihrer Aktion „Sonne ohne Reue“ auf konsequente Information über Hautkrebs-Vorsorge und Früherkennung. Die beiden neuen Broschüren „Sonne ohne Reue“ (Vorsorge) und „Hautkrebs“ sind kostenlos bei allen Dermatologen und der Krebshilfe erhältlich. Neben betrieblicher Präventions-Aktionen bietet die Krebshilfe auch Aufklärung an Kindergärten und Schulen an. Denn gerade die Hautschäden in der Kindheit und Jugend legen oftmals den Grundstein einer Hautkrebserkrankung.
Die AUVA informiert jährlich in Schwerpunktaktionen und –kampagnen Betriebe und deren Mitarbeiter über Primärprävention von Hautkrebs. Darüber hinaus bietet die AUVA generell bei berufsbedingten Hauterkrankungen mit der Hautsprechstunde und einem eintägigen Hautschutzseminar eine Analyse der schädigenden Einwirkungen und erforderliche therapeutische und präventive Hautschutzmaßnahmen.
Auch für Pittel + Brausewetter ist Aufklärung der Mitarbeiter ein großes Anliegen. „Wir arbeiten eng mit der AUVA zusammen und nützen das zur Verfügung gestellte Informationsmaterial, um das Bewusstsein unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bezug auf Risiken und Gefahren auf der Baustelle zu stärken. Die Bedeutung der Sicherheit und Gesundheit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Corporate Social Responsibility - aktuell arbeiten wir beispielsweise an der Zertifizierung nach ISO 45001. Aus diesem Grund werden alle für die jeweiligen Gegebenheiten möglichen technischen, organisatorischen und persönlichen Maßnahmen gesetzt, wie beispielsweise klimatisierte Pausenräume, ein früherer Arbeitsstart, Sonnenschutzmittel sowie adäquate Arbeitskleidung, Kopfbedeckung mit Nackenschutz und Sonnenbrille. Damit sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch bei schwierigen Bedingungen maximal geschützt,“ erklärt Dipl. Ing. Markus David Graf, Sicherheitsfachkraft bei Pittel + Brausewetter.
Tipps für Sonnenschutz am Arbeitsplatz:
1. Direkte Sonne meiden:
- flexible Arbeitszeit nützen
- Mittagssonne meiden
- nie länger als unbedingt notwendig in der Sonne bleiben
- Arbeitsbereich beschatten
2. UV-Schutzkleidung und Sonnenschutzbrillen tragen
- Auch Kopf und Nacken bedecken
3. Unbedeckte Körperstellen mehrmals eincremen
- Auf den richtigen Sonnenschutzfaktor achten
- v.a. Ohren, Nase, Lippen und Unterarme
Kennzeichen für Personen mit hohem Risiko für:
Melanom:
- viele Muttermale
- Melanomerkrankungen in der Familie
Basalzellkarzinom:
- Vorhandensein von bestimmten genetischen Mutationen (PTCH1)
- zahlreiche langdauernde Aufenthalte in der Sonne
Plattenepithelkarzinom:
- Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten
- Organtransplantationen
- zahlreiche langdauernde Aufenthalte in der Sonne
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